Inhalt anspringen

Stadtarchiv Frechen

Der Wimmarus-Pütz

aufgestellt in Frechen-Bachem

Errichtungsdatum: 08.11.2019
Standort: Mahlweiher, Frechen-Bachem
Koordinaten: [50.894752, 6.811264]


Das Bachemer Brünnchen

Mit Pütz bezeichnete man im Rheinland ursprünglich eine brunnenartige Quellfassung. Der Begriff ist ein Lehnwort aus dem Lateinischen (Puteus = Brunnen). Der hier noch erhaltene steinerne Brunnenring war einst das Sammelbecken für die verschiedenen Quellzuflüsse des Bachemer Baches. Er befand sich bis zum Jahre 1914 ungefähr 570 m westlich von hier (hinter dem Feldhof). In dieses Becken strömten noch um 1900 minütlich etwa 100 Liter Wasser, das dann als Bachemer Bach nach Osten abfloss und u.a. der Wasserversorgung diente. Das Quellwasser des Pütz galt aber auch seit jeher als heilkräftig; speziell bei Augenleiden und Hautausschlag. Man schrieb diese Heilkraft dem heiligen Wimmarus (+774) zu. Von ihm berichtet die Legende: Er habe, um den Durst seiner Landarbeiter zu stillen, die Quelle entstehen lassen, indem er seinen Stab kräftig in die Erde stieß. Deshalb hieß der Brunnen auch Wimmaruspütz. Neben dieser Quellfassung stand eine kleine Kapelle mit der Figur des Heiligen. Der Wimmaruspütz war seit Jahrhunderten ein Wallfahrtsort für Pilger aus dem Rheinland. 


Der „S(ankt) Wimerspütz“ mit dem eingezeichneten Brunnenring in einer Karte von Gerardus Stempellius aus dem Jahre 1587 (Ausschnitt / Süden ist oben)

Die Geschichte des Brünnchens

Die Geschichte des Brünnchens begann schon vor fast zweitausend Jahren: Die Römer hatten das Wasser des Bachemer Baches in einer Quellfassung aufgefangen und durch eine steinerne, abgedeckte Wasserrinne der Hauptleitung nach Köln zugeführt. Teile dieser Bachemer Leitung wurden an der Ecke Fürstenberg-/Kreuzstraße gefunden. Diese erste römische Wasserversorgung Kölns wurde aus Vorgebirgsbächen gespeist. Ob der erhaltene Brunnenring schon zur Römerzeit existierte, ist nicht nachgewiesen: Auf jeden Fall ist er bereits in einer Karte von 1587 eingezeichnet. Die Quelle war darüber hinaus aber auch schon vor zwei- tausend Jahren eine religiöse Kultstätte. Hier stand ein keltisch-römischer Weihestein, der den „mahlinehischen Matronen“ (Muttergottheiten) gewidmet war. Nach dem Untergang des Römerreiches wurde im Zuge der Christianisierung unserer Gegend die Quelle des Bachemer Baches nun zur christlichen Kultstätte, zum Pütz des hl. Wimmarus. Die nahe Oberbachemer Pfarrkirche wurde gleichzeitig zur Wallfahrtskirche St. Wimmarus. Nach deren Abbruch um 1720 errichtete man neben dem Brünnchen die schon erwähnte Wimmaruskapelle. 


100 Jahre ohne Wasser

Im Mai 1902 versiegten die Zuflüsse plötzlich, weil die Braunkohlengrube Wachtberg dem Pütz immer näher kam und ihm so das Grundwasser abgrub. Seitdem war der Brunnen staubtrocken. Als zu Beginn des 1. Weltkrieges das Brünnchen samt Kapelle dem Tagebau weichen musste, wurde der steinerne Brunnenring samt Abdeckgitter und zwei Bänken gerettet und in der Folgezeit zweimal „umgesiedelt“. Für die abgerissene historische Kapelle wurde jedes Mal (1914 und 1954) eine neue am jeweiligen Versetzungsort errichtet. Die von 1914 war sogar ein architektonisches Meisterwerk. Doch das änderte nichts an der nunmehrigen Bedeutungslosigkeit des Brünnchenensembles. Man hatte vergessen, dem steinernen Ring seine alte Aufgabe wiederzugeben; d.h. als Sammelbecken für zufließendes Wasser zu dienen. So blieb die nur noch erdgefüllte Steinfassung für über 100 Jahre ein sinnentleertes Versatzstück. Das hatte Verwahrlosung, Missbrauch und Vandalismus zur Folge. 

Endlich wieder Wasser

Um diesen Missstand endlich zu ändern, bildete sich 2017 eine Privatinitiative einiger geschichtsinteressierter Heimatfreunde. Sie verlegten das Brünnchen an diesen attraktiveren, idyllischen Standort, sorgten für eine neue Gitterabdeckung und gaben ihm vor allem seine wasserführende Funktion wieder. 


Das schon ‚trockene‘ Brünnchen samt Kapelle kurz vor der ‚Umsiedlung’ durch den Braunkohlenbergbau, ca. 1910 (Foto: Stadtarchiv Frechen)

Die durch Vandalismus demolierte zweite Kapelle kurz vor dem Abriss, 1953. (Foto: Helmut Weingarten)

Der Standort des „Brünnchens“ von 1954 bis 2018 westlich der heutigen (dritten) Wimmaruskapelle. Hier hatte der Brunnenring weder ein Becken noch einen Wasserzufluss, noch eine Gitterabdeckung. (Foto: Stadtarchiv Frechen)

Literatur

Heeg, Egon: Das Wimmarusbrünnchen (Bachemer Brünnchen) oder: Ein verwahrlostes Kleinod muss gerettet werden, aus Der Mauritius 2002

Heeg, Egon: Die zweite Bachemer Wimmaruskapelle: Ein untergegangenes Architekturkunstwerk, aus Der Mauritius 2017

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Frechen
  • Stadt Frechen
  • Stadt Frechen
  • Stadt Frechen
  • Stadt Frechen
Diese Seite teilen: